Gemeinsam gegen das Vergessen – AWO BGL informierte sich über Leuchtturmprojekt

Ein integrierter Versorgungsbund, in dem Menschen mit Demenzerkrankungen im vertrauten häuslichen oder gemeindenahen Umfeld versorgt werden: so sieht das Ziel des „Leuchtturmprojekts Demenz“ für das Berchtesgadener Land aus. Bei einem Treffen des Kreisausschusses der Arbeiterwohlfahrt Berchtesgadener Land informierte die Verbundmanagerin Eva Scharold über das Projekt und die bisherigen Erfolge im Landkreis. „Als stark in der Pflege und Betreuung engagierter Verband ist natürlich das Thema Demenz für uns von größtem Interesse“, stellte die AWO-Kreisvorsitzende Isabella Zuckschwerdt bei ihrer Begrüßung fest. Sie konnte im Seniorenzentrum Bürgerstift in Freilassing Vertreter der Arbeiterwohlfahrt aus dem gesamten Landkreis willkommen heißen. „Gemeinsam gegen das Vergessen“ – so lautet das Motto der integrierten Demenzversorgung in Oberbayern (IDOB), stellte Eva Scharold in ihrem Referat dar. Im Bezirk wurden zwei Gebiete als Modellregionen für das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Projekt ausgewählt: München-Ost und das Berchtesgadener Land. „Entscheidend für die Auswahl unseres Landkreises war der weit überdurchschnittliche Anteil von über 60-jährigen im Landkreis, der hohe Anteil auf Sozialhilfe angewiesener älterer Menschen und die dünn gesäten sozialen Angebote“, erklärte die Verbundmanagerin. Bei IDOB arbeiten sehr unterschiedliche Anbieter zusammen, um den von Demenz betroffenen Menschen und ihren Familien ein für sie maßgeschneidertes Beratungs- und Hilfsangebot machen zu können, so Eva Scharold. Betroffene und Angehörige können sich für eine kostenfreie Beratung direkt an das Büro des Verbundmanagements in der Anton-Winkler-Str. 3 a in Bad Reichenhall wenden (Tel. 08651/7640527). Das Bundesministerium für Gesundheit erwartet sich Erkenntnisse über den richtigen Weg, einen integrierten Versorgungsverbund in ländlichen Regionen aufzubauen: „Wir konnten beispielsweise schnell feststellen, dass in Bad Reichenhall und Umgebung dringend ein Angebot der Tagespflege benötigt wird und arbeiten nun daran, einen Verbundpartner zu finden, der diese Versorgungslücke schließt. Außerdem wurde im Berchtesgadener Land ein Netz ehrenamtlicher Helfer aufgebaut, zur Nutzung des Grund- bzw. erhöhten Betreuungsbetrages bei eingeschränkter Alltagskompetenz, nach § 45b SGB XI. So soll auch der Grundsatz „ambulant vor stationär“ besser im Landkreis umgesetzt werden. Nach ihrem Vortrag fragte die Freilassinger AWO-Vorsitzende Margitta Popp nach, wie es mit der Vorbereitung der ehrenamtlichen Kräfte auf ihre Aufgabe aussieht. „Es werden bei uns nur Kräfte eingesetzt, die vorher eine entsprechende Schulung absolviert haben. Da weiterhin Bedarf besteht, werden wir demnächst wieder eine entsprechende Schulung für Helfer anbieten“, antwortete Eva Scharold. Alle Kooperationspartner können Interessierte zu dieser Schulung schicken, um im Anschluss durch gezielte Einsätze pflegende Angehörige entlasten zu können. Wie es nach dem Ende des Projekts im Februar 2010 mit dem Versorgungsverbund weitergehen soll, fragte der stellvertretende AWO-Kreisvorsitzende Roman Niederberger. „Uns ist es sehr wichtig, dass wir auf Dauer tragfähige Strukturen schaffen“, antwortete Eva Scharold. Deswegen sei man mit einer ganzen Reihe von Verbänden im Gespräch, um eine längerfristige Lösung zu finden. „Auf die steigende Zahl der Demenzerkrankungen müssen Politik und Gesellschaft eine angemessene Antwort geben. Das Leuchtturmprojekt ist ein guter Ansatz, um zu einer qualitativ hochwertigen Versorgung Demenzerkrankter und ihre Angehörigen zu gelangen, meinte Isabella Zuckschwerdt zum Ende der Veranstaltung. Sie bedankte sich bei Eva Scharold für ihren Vortrag und eine engagierte Diskussion.