Unter dem Titel „Raum schaffen für Soziales“ hat vor kurzem die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Berchtesgadener Land die Sozialverbände im Landkreis zu einem gemeinsamen Austausch zum Thema Wohnraum eingeladen. Bei dem Treffen im Pfarrheim St. Zeno in Bad Reichenhall wurde nicht nur die problematische Situation im Landkreis diskutiert, sondern auch konkrete Vorschläge für die Gewinnung von Flächen für Wohn- und soziale Zwecke erarbeitet.
Der Kreisvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Berchtesgadener Land Roman Niederberger und Vorstandsbeisitzerin Susanne Aigner
In seiner Begrüßung wies der AWO-Kreisvorsitzende Roman Niederberger auf die weiterhin sehr problematische Entwicklung auf dem heimischen Wohnungsmarkt hin: steigende Mieten und Grundstückspreise, fehlende Angebote insbesondere für Familien und insgesamt ein Mangel an bezahlbaren Flächen prägen die Situation, wie es unter anderem die Sozialraumanalyse für den Landkreis und eine aktuelle Untersuchung des Pestel-Instituts deutlich macht. Die Angebotsmieten sind innerhalb von 12 Jahren von 6,50 € Kaltmiete auf 9,50 € pro Quadratmeter angestiegen.
Im anschließenden Austausch wurde deutlich, dass diese Situation die Arbeit der Sozialverbände im Landkreis in allen Facetten stark prägt. Fehlender Raum für neue Projekte, Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wegen fehlendem Wohnraum, hohe Mieten als besondere Belastung für sozial Schwache, fehlende Ausweichmöglichkeiten bei Problemen in Familien, eine hohe Anzahl an sogenannten „Fehlbelegern“, die aus Unterkünften für Geflüchtete eigentlich in den regulären Wohnungsmarkt wechseln könnten – all diese Probleme gehören zum Alltag der im sozialen Bereich tätigen Menschen.
In der Diskussion wurde zwar deutlich, dass es für eigenen Wohnungsbau bei den meisten Sozialverbänden an den nötigen Mitteln fehlt. Trotzdem gab es eine Vielzahl von Vorschlägen, um für Entlastung auf dem Wohnungsmarkt zu sorgen und auch für Projekte Raum zu schaffen. Von Seiten der Caritas wurde auf den begonnenen Weg hingewiesen, für die Seelsorge nicht mehr benötigte kirchliche Liegenschaften anderweitig zu nutzen. Der freie Träger Startklar Soziale Arbeit Oberbayern brachte den Vorschlag ein, gemeinsam Wohnungen im größeren Stil für Anstellte und Klienten anzumieten, um so Kostenvorteile zu nutzen. Der Generationenbund erinnerte an die Möglichkeit, Räume gemeinsam zu nutzen, wie es bei seinem neuen Café in Bad Reichenhall umgesetzt wird und begann dazu einen Austausch mit der Lebenshilfe.
Die AWO selbst sieht großes Potential in der Überbauung bestehender Objekte, insbesondere in öffentlicher Hand und regte eine gemeinsame Resolution der heimischen Sozialverbände an, um den Städten und Gemeinden bei der Umsetzung entsprechender Projekte den Rücken zu stärken. Auch das Konzept des Mehrgenerationenhauses sollte im Sinne einer vielfältigeren Nutzung neu belebt werden, zeigten sich die Vertreter der AWO überzeugt.
Einig waren sich die Sozialverbände zum Abschluss des Treffens darin, den Austausch zum Thema „Raum schaffen für Soziales“ im neuen Jahr fortzusetzen, weil sich an der Dringlichkeit und Wichtigkeit auch 2024 nichts ändern wird.