Stellung beziehen für sozialen Zusammenhalt: AWO BGL beschäftigt sich mit Positionen zur Bundestagswahl

Als einer der größten Sozialverbände in Deutschland bezieht die Arbeiterwohlfahrt (AWO) traditionell im Vorfeld von Wahlen Stellung: überparteilich, aber mit einer klaren Haltung für sozialen Zusammenhalt, gerechten Ausgleich und fair verteilte Chancen. Bei einem Treffen in der AWO-Begegnungsstätte im Pidinger Haus der Vereine hat sich jetzt der Kreisvorstand der AWO Berchtesgadener Land mit den Positionen des AWO-Bundesverbandes zur Bundestagswahl auseinandergesetzt und beschlossen, eigene Anstöße für die Diskussion im Landkreis zu geben. „Drei Millionen Kinder sind in Deutschland von Armut betroffen“, zitierte der AWO-Kreisvorsitzende Hans Schubert zu Beginn des Treffens aus einer Analyse des Bundesverbandes. Hier sei von der Politik entschlossenes Handeln gefordert: sowohl bei der direkten Förderung von Familien durch eine Kindergrundsicherung wie auch durch den Ausbau von qualitativ hochwertigen Angeboten in den Bereichen Bildung und Betreuung. „Insbesondere mit unserem Kinderhort in Freilassing versuchen wir, diesem hohen Anspruch bereits jetzt gerecht zu werden. Für dessen musikpädagogische Arbeit hat der Hort übrigens gerade erst einen Preis der Burda-Stiftung gewonnen“, so Hans Schubert. Dauerhaft ließe sich die gute Arbeit aber nur mit einer besseren finanziellen Ausstattung konsequent fortführen. Sein Vorstandskollege Fritz Sparrer aus Bischofswiesen griff aus dem Papier des Bundesverbandes den Bereich Barrierefreiheit heraus. Wieviel für den Abbau von Hindernissen insbesondere für ältere Personen und Menschen mit Behinderung noch zu leisten bleibt, sehen tagtäglich viele Menschen in der Region am negativen Beispiel des Bahnhofs in Freilassing, stellte er fest. „Barrierefreiheit hat aber nicht nur mit Aufzügen und Rampen zu tun, sondern muss viel weiter greifen und auch eine vollständige Teilhabe an Bildungs- und Berufsangeboten für alle ermöglichen“, forderte er. Auch im Bereich Pflege gebe es noch viel zu tun für einen besseren Betreuungsschlüssel und eine leistungsgerechte Bezahlung der Beschäftigten, ergänzte der Kreiskassierer Ullo Scheu-erl. Die fehlende Anpassung der Leistungen in der Pflegeversicherung haben hier trotz einiger positiven Entwicklungen Lücken hinterlassen, die zukünftig durch eine regelmäßige dynamische Anpassung vermieden werden sollten. Die Vorstandsmitglieder waren sich einig, dass es diese wichtigen Verbesserungen der sozialen Infrastruktur nicht zum Nulltarif geben kann. Keinesfalls dürfe es aber zu einer zusätzlichen Belastung von Menschen mit kleinem oder mittlerem Verdienst kommen. „Deswegen brauchen wir auch im Sinne einer gerechteren Verteilung von Einkommen und Vermögen einen zusätzlichen Beitrag von Konzernen, Spitzenverdienern und den Inhabern großer Ver-mögen“, war sich Hans Schubert mit seinen Vorstandskollegen einig. Als Skandal bezeichnete er in diesem Zusammenhang die durch die sogenannten „Panama Papers“ öffentliche gewordenen Hinterziehung und Vermeidung von Steuern im großen Stil. Dieses Geld fehle schmerzlich für wichtige Aufgaben wie die Kinderbetreuung. Um die Debatte darüber auch vor Ort in Gang zu bringen, zeigt die Arbeiterwohlfahrt in Zusammenarbeit mit dem Park-Kino Bad Reichenhall am Donnerstag, 6. Juli 2017 um 19.30 Uhr den Film „Panama Papers: Im Schattenreich der Offshore-Firmen“. Mit diesem Film-abend wolle man einen neuen Weg bei der Diskussion über sozial- und gesellschaftspolitische Themen einschlagen und zukünftig auch weitere „heiße Eisen“ vor Ort aufgreifen, erklärte zum Abschluss der Vorstandssitzung Hans Schubert. Ab sofort steht auf der Internetseite der Arbeiterwohlfahrt Berchtesgadener Land wwww.awo-bgl.de auch das ausführliche Positionspapier der AWO zur Bundestagswahl 2017 zur Verfügung.